Erstaunlich: Satellitenbilder enthüllen riesigen Friedhof aus der Awarenzeit in Ungarn

Am Rande von Tatabánya, Ungarn, ist eine Geschichte wie aus einem Science-Fiction-Film entstanden. Mithilfe moderner Technologie, einschließlich Satelliten- und Drohnenaufnahmen, haben Archäologen einen Friedhof aus der Awarenzeit entdeckt, der Hunderte, möglicherweise sogar Tausende von Gräbern enthalten könnte. Dieser bahnbrechende Fund schreibt nicht nur die lokale Geschichte neu, sondern könnte eine neue Ära der archäologischen Forschung in ganz Ungarn einläuten.
Muster in den Ernten: Wie alles begann
Die Geschichte geht auf den April 2025 zurück, als Attila Papp, ein Forscher am Nationalen Archäologischen Institut des Ungarischen Nationalmuseums (MNM NRI), ungewöhnliche Muster in Luft- und Satellitenbildern von Getreidefeldern in der Nähe von Tatabánya entdeckte. Die Verfärbungen – regelmäßige, rechteckige Formen – deuteten auf das mögliche Vorhandensein von unterirdischen Gräbern hin.
Der Verdacht wurde schnell in die Tat umgesetzt. Die Forscher setzten sich mit dem Landbesitzer in Verbindung, erhielten die Erlaubnis, das Gebiet zu untersuchen, und begannen mit einer offiziellen Ausgrabung. Ein gemeinsames Projekt des Tatabánya-Museums und des MNM begann mit Sondierungsgrabungen in zwei Gräbern. Die ersten Ergebnisse bestätigten, dass sich auf dem Gelände ein Friedhof aus der Awarenzeit befand, der laut Blikk auf die Völkerwanderungszeit zurückgeht.

Holzsärge, Plünderung und Bestattungssitten
Die Gräber sind tief und von Westen nach Osten ausgerichtet und wurden leider schon vor langer Zeit geplündert. Trotzdem ist es den Archäologen gelungen, wertvolle Erkenntnisse über die alten Bestattungsbräuche zu gewinnen. Überreste der Holzsärge und Spuren von Verbrennungen und Verkohlungen zeigten, dass die Verstorbenen in Holzsärgen bestattet wurden.
Interessanterweise halfen die Brandspuren unter den Sargdeckeln, das Alter der Gräber zu schätzen und gaben Hinweise darauf, wann die Plünderung stattgefunden haben könnte – wahrscheinlich zu einem Zeitpunkt, als das Holz noch nicht vollständig verrottet war.
Bis zu 1.000 Gräber aus der Avar-Zeit: Eine neue archäologische Ära
Auf der Grundlage von Luftbildern und Feldforschung schätzen Experten, dass die Stätte zwischen 500 und 1.000 Gräber enthalten könnte, was sie zu einem der größten bekannten Friedhöfe aus der Awarenzeit in Ungarn macht. Die Ausgrabung ist Teil eines größeren Forschungsprogramms mit dem Titel “Friedhöfe aus dem Weltraum”, das darauf abzielt, archäologische Überreste, die mit Hilfe von Satelliten- und Drohnenbildern identifiziert wurden, durch Erkundungen vor Ort zu bestätigen.

Laut Attila Papp sind solche Kooperationen unerlässlich, um bisher unbekannte Stätten in die archäologische Forschung zu integrieren. “Wir sprechen hier von einer gewaltigen Menge – Hunderte von neu entdeckten Grabstätten im ganzen Land, die bisher völlig verborgen waren”, betonte er.
Was kommt als Nächstes? Mehr Ausgrabungen, mehr Antworten
Die Ausgrabungen auf dem Friedhof von Tatabánya sind erst der Anfang. Die Forscher hoffen, weitere Abschnitte in dem Gebiet zu identifizieren. Die bisher gesammelten Daten und Artefakte haben neue Fragen aufgeworfen, könnten aber auch den Schlüssel zum Verständnis dafür liefern, wie unsere Vorfahren vor über tausend Jahren im Karpatenbecken lebten, ihre Toten bestatteten und ihren Glauben praktizierten.
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